9. Mai 2017
	
	
	
	
	
	Wien - Die Preise für ein und dieselbe Dienstleistung können sich im Internet innerhalb  weniger Minuten verändern. Manche sind personalisiert und je nach Endgerät, Tag  und Ort unterschiedlich. Preisvergleiche werden damit erschwert und Transparenz  geht verloren. Das zeigt ein aktueller AK Test von insgesamt 33 Preisabfragen  von über 20 verschiedenen Endgeräten an sechs Tagen.
Die AK hat an sechs Erhebungstagen im März, zu einer bestimmten Uhrzeit. 33  Preisabfragen von den Webseiten Amazon, Lufthansa, Air Berlin, Austrian  Airlines, Opodo, Booking.com und Heine-Versand durchgeführt. Verwendet wurden  über 20 verschiedene Endgeräte, nämlich stationäre PC, Laptops, Notebooks,  Smartphones, iPhones und iPads, die über Wien, Niederösterreich, Salzburg,  Kärnten und Tirol verteilt waren; ein Laptop in Düsseldorf.
	
	 
Der AK Test zeigt ...
Die Preise sind, vor allem im Dienstleistungsbereich (Booking.com und bei  Flugbuchungen), zum Teil völlig intransparent. Sie änderten sich teilweise  innerhalb von fünf Minuten (etwa bei der AUA um 80 Euro) oder waren  unterschiedlich je nach Endgerät, mit dem die Preise abgefragt wurden. Aber: Wer  denkt, iPhone- oder iPad-BenutzerInnen zahlen grundsätzlich mehr als etwa  Smartphone- oder Laptop-BenutzerInnen, der irrt. Es kam auch vor, dass iPhone-  und iPad-BenutzerInnen einen um fünf bis zehn Euro geringeren Preis angezeigt  bekamen als andere Endgeräte (so bei der Air Berlin).
Die Spitzenreiter in Sachen Preis-Intransparenz
    - Spitzenreiter in Sachen Preis-Intransparenz war die Flugbuchungsplattform    Opodo. Je nach Erhebungstag gab es bei der konkreten Flügeabfrage bis zu neun    unterschiedliche Preise und Preisdifferenzen von bis zu rund 167 Euro. Es kann    aber auch bei Opodo nicht gesagt werden, dass der angezeigte Preis bei Abfrage    mittels iPhone teurer wäre als bei Abfrage mittels eines stationären PC. Meist    wurde sogar der günstigste und teuerste Preis jeweils über ein anderes iPhone    abgefragt.
 
    - Bei Booking.com gab es Preisdifferenzen bei zwei von acht abgefragten    Hotels (etwa Madrid je nach Erhebungstag und Endgerät von bis zu 154,35 Euro    oder elf Prozent). Bei den anderen Hotels gab es lediglich reine    Rundungsdifferenzen.
 
    - Nur beim Heine-Versand war bei allen fünf abgefragten Produkten der Preis    auf der österreichischen Webseite um bis zu 100 Euro (6,7 Prozent) teurer als    auf der deutschen.
 
    - Preisschwankungen im Zeitverlauf über die zwei Erhebungswochen konnten bei    Amazon (bis zu elf Euro), Lufthansa (bis zu 40 Euro), Air Berlin (bis zu 130    Euro), AUA (bis zu 160 Euro), Opodo (bis zu 113,40 Euro) und Booking.com (bis    zu 232,35 Euro) festgestellt werden.
 
 
Für mehr Fairness bei Onlinepreisen!
Bei unserer Erhebung im Vorjahr konnte noch keine personalisierte  Preisdifferenzierung festgestellt werden. Jetzt schon! Das ist eine bedenkliche  Entwicklung“, sagt AK Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic aufgrund der  Ergebnisse des aktuellen Preistests im Online-Handel. „Die Preisgestaltung wird  immer mehr zur Blackbox.“
„Preisvergleiche werden für Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend  schwieriger, Preisstrategien von Unternehmen intransparenter“, so Zgubic.  „Konsumentinnen und Konsumenten brauchen beim Online-Shoppen gute Nerven.“ Bei  der Erhebung wurden zwar individualisierte Preise noch im geringen Ausmaß  festgestellt, es ist jedoch anzunehmen, dass datenbasierte individualisierte  Preisdifferenzierung zunehmen wird.
Es wird für den Einzelnen immer schwieriger, einen fairen Marktpreis  herauszufinden und eine informierte und wirtschaftlich günstige Entscheidung zu  treffen. Zudem kann diese Art der Preisgestaltung schnell zu weitreichenden  Eingriffen in die Privatsphäre sowie zu Diskriminierung führen. Daher braucht es  auf europäischer Ebene Regelungen für individualisierte Preisdifferenzierung  beim Onlinekauf. So sollten Unternehmen verpflichtet sein, ihre Preispolitik  offenzulegen, insbesondere ob personenbezogene Daten, Surf- und Kaufverhalten,  geografische Lage oder Endgerätetyp Einfluss auf die Preisgestaltung haben. Auch  über ein Verbot der Verwendung bestimmter Merkmale wie Typ des Endgerätes sollte  nachgedacht werden. In Bezug auf dynamische Preisgestaltung sollten Preise nur  einmal pro Tag verändert werden dürfen.
Den gesamten AK Test über die Preisdifferenzen im Online-Handel als PDF-Datei:  Preisdifferenzierung_im_Online-Handel_2017.pdf
	
	
	Arbeiterkammer Wien