Themenkreis * Desaster Mathematik-Zentralmatura 2016 

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26. Mai 2016

Desaster Mathematik-Zentralmatura 2016

Höchste Zeit für eine seriöse und ganzheitliche Bildungsreform

Schreckgespenst Mathematik - Bildungsreform für neuen Zugang zu Mathematik gefordert

Wien - Medial wird oft über die Schwächen unseres Bildungssystems berichtet - spätestens dann, wenn wieder Ergebnisse einer neu durchgeführten Pisastudie vorliegen. Wie in der Tageszeitung "Die Presse" vom 19. Mai 2016 zu lesen war, ist 2016 in Österreich eine außerordentlich hohe Durchfallquote bei der schriftlichen Mathematik-Matura zu erwarten. So ergab eine Umfrage seitens der Bundesschülervertretung, dass 70% der Schüler die Aufgaben als zu schwierig einstufen und ca. 40% der Schüler mit der Note "Nicht genügend" rechnen. Als unbeteiligter Leser würde man jetzt von Ungerechtigkeit und Schikane ausgehen. Sogar der Volksanwalt Peter Fichtenbauer fühlt sich berufen, aktiv zu werden und leitete ein Prüfverfahren ein - noch ehe die Noten endgültig feststanden.

Martyrium selbst erleben und Maturabeispiele selbst durchrechnen
Bei genannten Bedenken durch die Schülervertretung keimt im ersten Moment Mitgefühl mit den Schülern auf - Erinnerung aus der eigenen Schulzeit und wie man als "geschundener" Schüler Klausuren gefürchtet hat, keimen auf. Was liegt also näher, als sich selbst ein Bild von den Terror-Aufgaben der diesjährigen Mathematik-Zentralmatura zu machen. Dank des Internets konnten die Original-Prüfungsbeispiele schnell gefunden und als PDF-Dateien heruntergeladen werden. Voller Spannung, welches Martyrium mich mich erwarten wird und, pessimistisch wie ich bin, ob meine Mathematikkenntnisse, die in den letzten Jahre ziemlich brach gelegen sind, ausreichen werden, um zumindest die Fragen zu verstehen oder gar das eine oder andere Beispiel zu lösen, öffnete ich die PDF-Dateien (die Dateien stehen am Ende des Artikels zum Download zur Verfügung) und machte mich an die Aufgaben heran.
Bei der ersten Aufgabe angekommen, war ich mir noch unsicher, ob ich auch wirklich schon bei der ersten Aufgabe angekommen oder mich noch bei den einleitenden Erläuterungen, die teilweise exemplarisch die Aufgaben erklären, bin. Also schnell weiter im Text zur nächsten Aufgabe, dann weiter zur dritten Aufgabe - und allmählich merke ich, wie unbemerkt sich ein "Lächeln" auf meinem Gesicht abzeichnet. Lange Rede kurzer Sinn: Überraschung! Die Aufgabenstellung der Matura sind aus meiner Sicht außerordentlich einfach gehalten und mit einem nicht allzu üppigen mathematischen Grundwissen einfach zu lösen (nur bei einer Kombinatorik-Frage musste ich kurz knobeln, da ich mir die Formel erst herleiten musste). Das einzige was ich an der Aufgabenstellung kritisieren könnte ist, dass die Aufgabenstellungen vielleicht manchmal inhaltlich zu "physikalisch" getextet sind. Das sollte zwar für das physikalische Grundwissen eines Maturanten kein Problem darstellen, dennoch, sollte man sich im Fach Mathematik mehr auf mathematische Aufgabenstellung konzentrieren. Aber ansonsten muss man den Verantwortlichen, die für die Erstellung der Mathematikbeispiele zuständig waren, bei der Wahl der Schwierigkeit der Beispiele wirklich Fairness attestieren. Die Fragen von Teil 1 der Prüfungsfragen lassen sich in 40 Minuten (inkl. Ablenkungen wie Essen) durchaus lösen - 120 Minuten hatten die Schüler Zeit (für Teil 2 steht den Schülern 150 Minuten zur Verfügung).

Woran liegt das schlechte Abschneiden - was läuft falsch?
Wenn die Maturabeispiele also eigentlich als einfach bezeichnet werden müssen, dann stellt sich schon die Frage, wieso dann so viele Schüler Schwierigkeiten mit den Aufgaben hatten. Die Antwort wird kaum darin zu finden sein, dass viele Schüler einfach nur dumm oder dass Lehrer einfach nur schlecht seien. Woran liegt dann die Diskrepanz zwischen einfacher Aufgabenstellung und schlechten Prüfungsergebnissen? Auffällig ist jedenfalls, dass Mathematik in Medien noch immer als "Angstgespenst" dargestellt wird. Dies geschieht in einer fast schon suggerierenden Art, sodass die Mathematik-Phobie kein Wunder ist; aber auch Schulen haben durch unausgewogenen Zugang zur Mathematik ihren Anteil daran. Und das ist außerordentlich schade, da gerade Mathematik als Geisteswissenschaft einer der wenigen Gegenstände ist, bei denen man eigentlich gar nichts (auswendig) lernen müsste, sofern man es versteht, den Schülern die Welt der Mathematik mit den Erfahrungswerten und -bildern aus deren Alltag zu korrelieren. Die Grundlagen der Mathematik zu verstehen hat auch wenig mit Talent zu tun - das Bildungssystem müsste nur verstehen, den einfachen, spielerischen Zugang zur Mathematik zu fördern und zu ermöglichen. Mathematik gehört schließlich zum Leben bzw. begegnet uns überall im Leben - oft auch dort, wo wir es gar nicht vermuten würden und wo wir kein Angstgefühl, sondern Spaß haben.
Insofern sollte bei der seit Jahren vieldiskutierten anstehenden Bildungsreform darüber nachgedacht werden, wie man dem unnötigen Schrecken den Zahn ziehen kann. Und das kann man!
 

zentralmatura_mathematik_2016_teil1.pdf
 

zentralmatura_mathematik_2016_teil2.pdf

 

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