4. Aug. 2021
	
	
	
	
	
	Notre Dame - orscher der University of Notre Dame  https://nd.edu entwickeln ein neuronales Netzwerk in Kombination mit  maschinellem Lernen, um alte Handschriften zu entziffern. Allein in der  Stiftsbibliothek St. Gallen  https://stiftsbezirk.ch in der Schweiz werden 160.000 Dokumente aufbewahrt,  von denen die meisten noch nicht entziffert sind, weil die Zahl der Experten,  die alte Schriften entziffern und längst nicht mehr genutzte Sprachen verstehen,  niedrig ist.
	
	Alte lateinische Texte
Die Maschine soll nachahmen, wie ein Schrift- und Sprachexperte alte Texte  wahrnimmt und in eine moderne Sprache übersetzt. Ein Team um Walter Scheirer,  Assistenzprofessor für Computerwissenschaften, hat digitalisierte lateinische  Handschriften untersucht, die im 9. Jahrhundert von Schriftgelehrten im Kloster  St. Gallen geschrieben und bereits übersetzt wurden. Die Forscher gaben beide  Versionen in eine spezielle Software-Schnittstelle ein. Das Team maß dann die  Zeiten, die für den Vergleich der einzelnen Teile der Texte nötig sind, um zu  verstehen, welche Wörter, Zeichen und Passagen einfach oder schwierig waren.
"Es ist eine Strategie, die normalerweise nicht im maschinellen Lernen verwendet  wird. Wir kennzeichnen die Daten durch psychophysische Messungen, das ist eine  Methode zur Messung der Verbindungen zwischen physischen Reizen und mentalen  Phänomenen, wie zum Beispiel die Zeit, die ein erfahrener Leser benötigt, um  einen bestimmten Charakter zu erkennen, die Qualität einer Handschrift zu  erfassen oder die Verwendung bestimmter Abkürzungen zu identifizieren", erklärt  Scheirer die wissenschaftliche Vorgehensweise.
Erfolg bei äthiopischen Texten
"Wir informieren das Netzwerk dann über häufig auftretende Schwierigkeiten bei  der Wahrnehmung dieser Zeichen und können basierend auf diesen Messungen  Korrekturen vornehmen", unterstreicht Scheirer. Auf dieser Grundlage sei es  bereits erfolgreich gelungen, das Programm so anzupassen, dass es äthiopische  Texte in eine Sprache mit einem völlig anderen Zeichensatz transkribiert.
"Das Transkribieren von alten Texten könne auch für Manuskripte wichtig sein,  die außerhalb des westlichen Kulturkreises angefertigt worden sind", sagt  Hildegund Müller, außerordentliche Professorin für Klassische Philologie an der  University of Notre Dame. "Denken Sie nur an Sprachen, die in bedrohten Kulturen  verschwinden. Wir müssen diese Texte bewahren, um sie irgendwann einmal mithilfe  von Künstlicher Intelligenz (KI) übersetzen zu können."
	
	
	Pressetext.Redaktion