Themenkreis * Mensch kommt seiner Verantwortung nicht nach 

Kat.: Politik/Chronik

 

21. Mai 2021

Mensch kommt seiner Verantwortung nicht nach

Redliches Verhalten im eigentlichen Sinne von Bibel, Tora oder Koran wäre wünschenswert

Toleranzgespräche Europaforum - Foto: Mike Kampitsch

Fresach - Der Mensch hat Verantwortung für die Welt: Das lässt sich aus Bibel, Tora und Koran gleichermaßen ableiten. Darüber waren sich Vertreter der großen Religionsgemeinschaften beim Gespräch "Schöne Welt, hässliche Realität" im Rahmen der Europäischen Toleranzgesprächen 2021 http://fresach.org einig. Aus ihrer Sicht hängen viele Probleme unserer Zeit damit zusammen, dass der Mensch dieser Verantwortung nicht nachkommt, sondern zu eigennützig denkt und dazu womöglich auch heilige Schriften fragwürdig auslegt.

Zentrale Verantwortung

"Der Mensch wurde in diese Welt gesetzt, um eine Aufgabe zu erfüllen", betonte Schlomo Hofmeister, Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien https://ikg-wien.at . Diese besteht eben nicht in Konsum, sondern in Verantwortung: Der Schöpfungsgeschichte in der Tora nach sollte der Mensch den Garten schützen. "Der Mensch hat im Grunde ein Hirtenamt bekommen", bestätigte auch Hans-Peter Premur, Hochschulseelsorger der Diözese Gurk-Klagenfurt https://kath-kirche-kaernten.at .

Manfred Sauer, Superintendent der Evangelischen Kirche Kärnten-Osttirol http://evang-kaernten.at , meinte ebenfalls, der Mensch habe eine "Verantwortung, mit dieser Welt verantwortungsvoll umzugehen". Die Koran-Expertin Fatma Akay-Türker wiederum betonte: "Der Islam ist eine Religion der Selbstverantwortung." Die eigentlichen Grundwerte des Koran umfassen ihr zufolge unter anderem Demokratie und Gleichberechtigung, doch der Alltag sei davon seit Jahrhunderten weit entfernt.

Mutlosigkeit und Eigennutz

In der modernen Praxis kommt die Verantwortung aus Sicht der Religionsvertreter generell oft zu kurz. "Freier Wille bedeutet nicht, dass ich tun und lassen kann, was ich will", betonte Hofmeister. Bei schwierigen Entscheidungen sollte der Mensch nämlich seiner Verantwortung nachkommen und sich dabei auch um moralische Gerechtigkeit bemühen. Doch eben dazu fehlt in der Praxis oft der Mut. "Wenn Menschen es wagen, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen, kriegen sie Probleme", erklärte Premur. Das galt einst für frühchristliche Märtyrer, heute gilt ähnliches in konzerngesteuerten Demokratien oder Autokratien.

Dazu kommt ein oft übersteigerter Ich-Bezug in modernen, westlichen Gesellschaften, der ein problem für Demokratien darstellt. "Heutzutage wählen die meisten nur im eigenen Interesse", so Hofmeister. Im Sinne der Tora wäre es aber wichtig Verantwortung zu zeigen und zum Wohle des Großen Ganzen zu stimmen. Eben das habe dem Westen und seinen Religionen in China einen sehr schlechten Ruf gebracht, so Premur: "Wir haben es nicht geschafft, das Wohlergehen des Ganzen vor das Wohlergehen des Einzelnen zu stellen." Ersteres entspräche dem konfuzianischen Weltbild.

Kultur oder Religion

Diese Verquickung von Kritik am Westen und Kritik an abrahamitischen Religionen ist allerdings nicht unproblematisch. Die Geschichte Europas der vergangenen 1.000 Jahre sei nicht in der Essenz christlich gewesen, meinte Rabbiner Hofmeister. "Wir dürfen kulturelle Phänomene nicht verwechseln mit der Religion", betonte er. Beispielsweise sei die Genitalverstümmelung bei Frauen im Sudan, die häufig mit dem Islam in Verbindung gebracht wird, dort auch bei der christlichen Bevölkerung üblich.

Eben in der Trennung von Kultur und Religion und einem neuen Wechselspiel jener könnten auch Chancen liegen. "Wir müssen in Europa den Islam nicht so leben wie in der Türkei oder Saudi-Arabien", meinte jedenfalls Akay-Türker. Denn die hässliche, patriarchalische Realität im arabischen Raum, aber auch in unseren Breiten, hat aus ihrer Sicht nichts mit jenem Text zu tun, auf den sie sich beruft. "Der Koran ist viel moderner als die gelebte Tradition."

Pressetext.Redaktion

 

1    2    3    4 .... 6
Wien - 25. November 2020
 

Neue EU-Kommissions-Studie zeigt: Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs deutlich unterschätzt

Greenpeace warnt vor weiteren Bailouts für die klimazerstörerischen Konzerne. Bereits mehr als 37 Mrd. Euro an Hilfsmitteln liegen am Tisch

Fresach - 28. Mai 2020
 

Politik und Kirche müssen Menschen Sinn geben

Toleranzgespräche: Corona-Bewältigung erfordert Abkehr vom Egoismus

Wien - 26. Mai 2020
 

Neuer Report zeigt verdecktes Lobbying gegen die Einführung eines Einweg-Pfandsystems

GLOBAL 2000 fordert Offenlegung von Geheim-Studien, klares Bekenntnis zu Mehrwegförderung und Einführung eines Einwegpfand-Systems

 
Genf - 20. Mai 2020
 

Streit USA vs. WHO: Kapital, Eigeninteressen versus Ethik

Heilmittel gegen Covid-19 muss allen Nationen zugänglich gemacht werden

Wien - 19. Mai 2020
 

Österreichisches Glyphosatverbot: Jetzt muss die EU-Kommission Farbe bekennen

Schutz von Gesundheit und Biodiversität verlangen nach Verbot

Innsbruck - 02. Dezember 2019
 

WWF: Mehr als 150.000 Menschen sagen Nein zur Gletscher-Verbauung Pitztal-Ötztal

Wertvolle Gletscherlandschaft nicht für kurzfristigen Profit und Massentourismus opfern

 
Menlo Park - 02. Dezember 2019
 

Krypto-Betrug: 2019 schon 4,4 Mrd. Dollar Schaden

Zwei Drittel der offiziellen Handelsplätze haben eine schwache Legitimationsprüfung

St. Pölten - 01. Dezember 2019
 

Bis zu 13,3 Prozent Atomstromanteil

Ausbau der erneuerbaren Energien ist einzige Möglichkeit, Atomstrom aus heimischen Netzen zu drängen

Wien - 14. November 2019
 

Volksbegehren: Bedingungsloses Grundeinkommen in der Höhe von 1200 Euro

Volksbegehren 18. November bis 25. November 2019

 
Wien - 30. Oktober 2019
 

WWF veröffentlicht Leitfaden für nachhaltige Bankgeschäfte

Umweltschutzorganisation will mehr Gelder in klima- und umweltfreundliche Projekte lenken – Politik und Banken in der Pflicht

Brüssel - 04. September 2019
 

Briten wollen uralte Bohrinseln stehen lassen

Gefahr für Nordsee: Beschwerde von Deutschland und anderen EU-Mitgliedstaaten eingebracht

Wien - 20. August 2019
 

Liegt der Ursprung des Lebens in der Tiefsee?

Industrielle Interessen bedrohen hydrothermale Tiefseequellen, die eine wichtige Rolle spielen könnten

 
1    2    3    4 .... 6

© 2024 by Themenkreis und der jeweiligen Aussender. Alle Rechte vorbehalten.

  RSS-Feed     Impressum & Disclaimer