Themenkreis * Migräne: Schlaf-Rhythmus beachten 

Kat.: Alle Kategorien

 

27. Mai 2018

Migräne: Schlaf-Rhythmus beachten

Muss eine Migränepatientin vor allem darauf achten, immer zur selben Zeit zu Bett zu gehen?

Chicago - Dass Schlaf und Schlafhygiene bei der Migräne eine wichtige Rolle spielen, ist nicht ganz neu. Aber welche Elemente sind dabei wesentlich? Muss eine Migränepatientin vor allem darauf achten, immer zur selben Zeit zu Bett zu gehen? Oder soll vor allem die Schlafdauer stabil gehalten werden? In einer neuen beobachtenden Pilotstudie von Neurologen und Schlafforschern in den USA unter Leitung des Schlafexperten Prof. Ong vom Zentrum für zirkadiane und Schlaf-Medizin der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago sollte dies nun genauer ermittelt werden. Dazu wurden die Tag-Nacht-Rhythmen und Schlafzeiten von Migräne-Betroffenen mit chronischer Migräne und die von gesunden Kontrollpersonen ermittelt und der Effekt solcher Faktoren auf den Schweregrad der Migräne bestimmt.

Wie unterscheiden sich Tag-Nacht-Rhythmen und Schlafzeiten von Migräne-Betroffenen und Gesunden?

Der Schlaf von 20 Frauen mit chronischer Migräne und 20 Kontrollpersonen in vergleichbarem Alter wurde über 7 Tage zuhause mit Hilfe eines Aktigraphie-Messgeräts am Handgelenk erfasst. Dieses Gerät zeichnet die Aktiv- und Ruhezeiten auf. Bei gesunden Menschen mit stabilem Schlafverhalten kann man so eine aktive Phase von morgens bis abends ausmachen, die nur von kürzeren Ruhephasen unterbrochen wird. Diese Zeiten verändern sich bei Gesunden typischerweise nicht von Tag zu Tag. Damit können die Mitte der Schlafphase, Schlafdauer und ähnliche Elemente des Schlafverhaltens bestimmt werden. Der Aktigraphie folgend bestimmten die Wissenschaftler die individuelle Tag-Nacht-Rhythmik (die zirkadiane Rhythmik) mit Hilfe des Schlafhormons Melatonin, dessen Menge aus Speichelproben bestimmt wurde. Anschließend verglichen sie diese Werte zwischen Migränepatientinnen und gesunden Kontrollen, um Zusammenhänge zwischen Schlafmuster und Migräne zu ermitteln. Dazu verglichen sie die hormonellen Tag-Nacht-Rhythmen (Melatonin), das Schlafverhalten (Zeitpunkt des Nachtschlafs und Schlafdauer) bzw. deren Zusammenspiel (Zeit zwischen Melatonin-Hochpunkt und Mitte der Schlafzeit) mit der Zahl der monatlichen Migränetage und der Beeinträchtigung durch die Migräne (MIDAS-Skala).

Vergleich von Aktiv- und Ruhezeiten, Schlafhormon aus Speichelproben und Zahl der Migränetage

Grundlegend unterschieden sich Frauen mit chronischer Migräne nicht von gesunden Frauen, wenn der durchschnittliche Schlaf oder die gemittelten Zeiten des individuellen Tag-Nacht-Rhythmus verglichen wurden. Allerdings konnte innerhalb der Patientengruppe ein Muster festgestellt werden: der Zeitpunkt der Melatonin-Höchstmenge und spätere Schlafzeiten hingen mit einer erhöhten Häufigkeit von Migräne zusammen. Genau gesagt korrelierten diese sogar miteinander: je später die Schlafenszeit, desto häufiger litten die Frauen unter Migräne (statistischer Wert p = 0,037). Ebenso schien auch ein späterer Melatonin-Zeitpunkt mit häufigeren Kopfschmerzen einher zu gehen (p = 0,039). Interessanterweise zeigte sich auch, dass ein zeitlich nicht zum jeweiligen hormonellen Schlafrhythmus passendes Schlafverhalten messbar mit schwerer Beeinträchtigung durch die Migräne einherging (p = 0,042). Bei frühem Melatonin-Hochpunkt sollte eine Migränepatientin auch früher schlafen – ignoriert man also das eigene Schlafbedürfnis, kann dies die Belastung durch Migräne deutlich verschlimmern. Diese Zusammenhänge waren selbst dann klar messbar, wenn die jeweilige Schlafdauer der Frauen mitberücksichtigt wurde.

Später Schlaf oder Schlafenszeiten unpassend zum hormonellen Schlafrhythmus scheinen zu mehr Migräne zu führen

Diese Pilotstudie zeigte damit, dass nicht nur das generell stabile Schlafverhalten relevant für die Migräne ist, sondern auch der Zusammenhang zwischen hormonellem Tag-Nacht-Rhythmus und Schlafenszeiten. Mehr oder weniger Schlaf konnten diese Zusammenhänge nicht erklären. Die Untersuchung ist damit die Grundlage weiterer Forschung, die gezielter den Fragen nachgehen sollte, wie sich eine Störung von zirkadianen Rhythmen auf Kopfschmerzen auswirken – und wie Patienten dies gezielt beeinflussen und ihre Erkrankung damit verbessern können. Die neuen Daten deuten auf ein interessantes, nutzbares Muster hin: körperliche Tag-Nacht-Rhythmen, messbar mit dem Schlafhormon Melatonin, können passend zum tatsächlichen Schlafverhalten sein, aber auch deutlich davon abweichen. Vielleicht hilft hier auch schon Selbstbeobachtung ein wenig weiter: geht man schlafen, wenn man müde ist? Oder vielmehr, wenn beispielsweise eine Arbeit erledigt oder ein Film zu Ende geschaut ist? Möglicherweise könnte die Migränehäufigkeit schon damit etwas gesenkt bessert werden, dass man stärker auf die körperlichen Anzeichen von Müdigkeit eingeht. Ob eine solche Verhaltensanpassung an die biologischen Rhythmen tatsächlich einen Unterschied machen kann, müssen nun weitere Studien zeigen. Erfolge in der Migränelinderung durch kognitive Verhaltenstherapie zur Besserung von Schlafstörungen zeigt allerdings: gesunder und dem Körper angepasster Schlaf sind ein vielversprechendes Element der Migränebehandlung.

HealthCom, www.beilit.de

 

1    2 .... 38
Wien - 01. März 2024
 

WWF angesichts weltweiter Umweltzerstörung alarmiert

WWF fordert besseren Schutz der Lebensräume von Jaguar, Gorilla und Co.

Cambridge/Bethesda - 14. Februar 2024
 

Fasten reduziert Entzündungen im Körper

Laut Tests treten in der Folge weniger gefährliche Krankheiten auf

Wien - 22. Januar 2024
 

Bodenschutz: WWF-Zeugnis zeigt große Lücken

Hälfte der Bodenschutz-Projekte noch in der Warteschleife

 
Charleston - 15. Januar 2024
 

Weihrauch-Pflanze hält den Krebs im Zaum

Extrakt des Boswellia-Baums verringert laut Wissenschaftlern effektiv die Aktivität von Tumoren

Wien - 27. Dezember 2023
 

WWF-Bilanz: Das sind die Gewinner und Verlierer des Tierreichs 2023

Ein Viertel der Tier- und Pflanzenarten bedroht

Singapur - 20. Dezember 2023
 

Schlechte Luft beeinträchtigt die Kreativität

Organische Verbindungen wirken sich sehr negativ aus

 
Wien - 04. Dezember 2023
 

Bodenverbrauch in Österreich nach wie vor zu hoch

Versiegelung sogar schlimmer als bislang angenommen

Bristol - 22. November 2023
 

Hochverarbeitete Nahrung mitschuld an Krebs

Emulgatoren, künstliche Süßstoffe sowie Verunreinigungen sind laut Analyse mitverantwortlich

Granada - 31. Oktober 2023
 

8.000 Schritte gehen pro Tag reichen bereits

Wissenschaftler der Universität Granada widerlegen bisherige 10.000-Schritte-Regel aus Japan

 
DGP - 30. Oktober 2023
 

Grüne Lampe lindert Migräne

Untersucht wurden Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Schlaf und Ängste.

Jena - 26. Oktober 2023
 

Long COVID macht das Denken langsamer

Charakteristisch für die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme ist eine verlangsamte Informationsverarbeitung.

Wien - 05. Oktober 2023
 

Eisenmangel ist laut WHO heute die häufigste Mangelerkrankung in westlichen Ländern

2,5 Mio. Österreicher (circa 30 Prozent) sind betroffen, alle brauchen die richtige Behandlung

 
1    2 .... 38

© 2024 by Themenkreis und der jeweiligen Aussender. Alle Rechte vorbehalten.

  RSS-Feed     Impressum & Disclaimer