21. Nov. 2016
	
	
	
	
	
	Brüssel/Wien - Greenpeace kritisiert scharf, dass eine seriöse und kritische Debatte zu CETA im  Europäischen Parlament abgewürgt wird. Die Konferenz der Präsidenten des  Europäischen Parlaments hat gestern entschieden, dass der Umwelt- und der  Sozialausschuss des Parlaments keine formelle Stellungnahme zu CETA mehr  einbringen dürfen, bevor im Plenum die finale Abstimmung über CETA stattfindet.
	
	„Es ist skandalös, wie hier versucht wird, jegliche kritische inhaltliche  Auseinandersetzung der EU-Abgeordneten mit CETA abzuwürgen“, so Hanna Simons,  Sprecherin von Greenpeace in Österreich. „Den Fachausschüssen die Möglichkeit  zur Stellungnahme zu entziehen widerspricht der üblichen Praxis.“ Offensichtlich  gehe es darum, CETA um jeden Preis durchzupeitschen: Der Ausschuss für  Beschäftigung und soziale Angelegenheiten hatte nämlich erwogen, in einer  Stellungnahme die Ablehnung von CETA zu empfehlen, und auch der Umweltausschuss  ist grundsätzlich kritisch. Anstatt sich den zugrunde liegenden Argumenten in  einem offenen Diskussionsprozess zu stellen, werde die Kritik nun einfach  kurzerhand unterdrückt.
„Es ist wirklich zynisch“, so Simons. „Wenn man während der Verhandlungen Kritik  an Handelsabkommen äußert, kriegt man immer wieder zu hören, man solle doch erst  einmal das Ergebnis abwarten und dieses dann sachlich bewerten. Doch von einer  sachlichen Bewertung kann nun nicht die Rede sein, im Gegenteil. Kritischen  Ausschüssen wird ein Maulkorb auferlegt.“ Dabei wäre es essentiell, dass sich  nicht nur der Ausschuss für internationalen Handel (INTA), sondern auch die  anderen Fachausschüsse des Europäischen Parlaments eingehend mit CETA befassen.  „CETA betrifft eben nicht nur den Handel. Als sogenanntes Handelsabkommen neuer  Generation hat es weitreichende Konsequenzen für die unterschiedlichsten  Lebensbereiche“, erklärt Simons. Insbesondere die drohende Einschränkung  demokratischer Handlungsspielräume mache eine umfassende Beschäftigung durch das  EU-Parlament als „Herzstück der europäischen Demokratie“ unabdingbar.  Theoretisch könnte sich das Parlament dafür ein halbes Jahr Zeit nehmen. Doch es  deutet alles darauf hin, dass CETA bereits Mitte Dezember zur Abstimmung  gebracht werden soll – nur eineinhalb Monate nach der Unterzeichnung durch die  Regierungen.
„Die Abgeordneten dürfen sich diese Geringschätzung nicht gefallen lassen und  müssen sich gegenüber der Konferenz der Präsidenten des EU-Parlaments vehement  dafür einsetzen, dass eine seriöse Debatte ermöglicht wird“, fordert Hanna  Simons. „Es geht hier nicht nur um CETA, sondern um die grundsätzliche Frage des  Umgangs mit unseren direkt gewählten Vertreterinnen und Vertretern. Es ist nicht  nur ihre Pflicht, sondern auch ihr Recht, die Interessen der europäischen  Bürgerinnen und Bürger durch einen kritische Auseinandersetzung mit Inhalten zu  wahren.“
	
	
	Greenpeace