Themenkreis * Umweltministerin warnt vor künstlicher Wasserzufuhr in den Neusiedler See 

Kat.: Gesellschaft/Kultur

 

2. Nov. 2020

Umweltministerin warnt vor künstlicher Wasserzufuhr in den Neusiedler See

WWF fordert Einstellung der Landes-Pläne: Künstliche Wasserzufuhr in Neusiedler See wäre ökologische Katastrophe

Der Neusiedler See ist einer der wenigen Steppenseen in Europa und der größte abflusslose See in Mitteleuropa.

Wien/Eisenstadt -  Die Naturschutzorganisation WWF Österreich unterstützt die klare Absage von Umweltministerin Leonore Gewessler an die künstliche Wasserzuleitung in den Neusiedler See und fordert die burgenländische Landesregierung zur Aufgabe ihrer Pläne auf. „Die Ökologie des Sees würde durch eine künstliche Wasserzufuhr derart massiv geschädigt, dass sogar der weitere Fortbestand dieses einzigartigen Naturjuwels gefährdet wäre. Das muss unbedingt verhindert werden“, sagt WWF-Experte Bernhard Kohler. In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung warnt die Umweltministerin vor den "schwerwiegenden Folgen für das gesamte Ökosystem“ und der möglichen "Aberkennung des Nationalparkstatus“. Die geplanten Eingriffe würden „die an die Bedingungen eines Steppensees angepassten Arten und Lebensgemeinschaften und damit hochrangige Schutzgüter der EU-Naturschutzrichtlinien und des Nationalparks gefährden“, schreibt Gewessler auf Anfrage von NEOS-Umweltsprecher Michael Bernhard.

Durch die Zuleitung von kalkreichem Donauwasser würde es zu einer massiven Veränderung des Chemismus im See kommen. Dies hätte sowohl kurzfristig, als auch langfristig katastrophale Folgen. „Durch den veränderten Salzhaushalt würde der See seine charakteristische Trübe verlieren. Kurzfristig würde dies zu einer Explosion des Algenwachstums führen, was sowohl für den Badetourismus, als auch für den Bootsverkehr abträglich wäre. Noch schwerwiegender wären die langfristigen Folgen einer künstlichen Wasserzufuhr. Durch den verringerten Salzgehalt und durch das Ausbleiben von Trockenphasen würde es zu einer beschleunigten Verlandung kommen, denn der Schlamm, der sich bei dauernder Wasserführung am Seeboden ansammelt, wird nur abgebaut, wenn der See vorübergehend trockenfallen kann“, sagt WWF-Experte Bernhard Kohler.

Mit dem Verlust des Salzes ginge auch die besondere Fauna und Flora verloren, die für den See typisch ist und die der Grund für alle Naturschutzbemühungen und den hohen naturtouristischen Stellenwert der Region ist. Zudem gibt es Anzeichen dafür, dass sich der charakteristische Schilfgürtel bei ständiger und gleichmäßig hoher Wasserführung auflösen würde. Damit ginge dem See die wichtige Klärfunktion des Röhrichts verloren, die maßgeblich zur Reinhaltung des Sees beiträgt. „Wir sind zu Recht stolz auf unseren europaweit einzigartigen Steppensee und dürfen ihn nicht zu einer algenüberwucherten, schlammigen Badewanne machen“, sagt Bernhard Kohler vom WWF Österreich.

Die Umweltschutzorganisation schlägt mehrere Alternativen zur künstlichen Zuleitung vor: “Wir müssen in Hochwasserphasen möglichst viel Wasser zurückhalten, damit der See in Dürreperioden länger aushält. Durch den Verzicht auf die rasche Ableitung von Hochwässern verhindern wir auch die Aussüßung des Sees. Denn jedes Mal, wenn das Wehr am Einserkanal geöffnet wird, rinnen unvorstellbar große Salzmengen zur Donau davon, die unwiederbringlich verloren sind. Anstatt Wasser je nach Bedarf zu und abzuleiten, sollten ehemalige Überschwemmungsräume im Seevorgelände reaktiviert werden, während die Seebäder und Seezufahrten hochwassersicher gemacht werden“, fordert der WWF-Experte.

Natürliche Widerstandsfähigkeit sichern
Niedrigwasserphasen und gelegentlich sogar Austrocknungs-Ereignisse müssen zugelassen werden, weil dies für das Überleben des Sees entscheidend ist. „Das Beste, was wir für den See tun können, ist seinen Charakter als Steppengewässer zu sichern. Dazu gehören ausgeprägte natürliche Schwankungen des Wasserstandes, weitgehende Abflusslosigkeit, erhöhter Salzgehalt und starke Trübe“, sagt Bernhard Kohler vom WWF Österreich. „Dank dieser Eigenschaften hat der Neusiedler See 13.000 Jahre lang überlebt. Wir sollten ihm diese Widerstandsfähigkeit weiterhin ermöglichen, anstatt folgenschwere Wasserspiele zu veranstalten.“

In seiner Geschichte ist der See im Schnitt ein bis zwei Mal pro Jahrhundert ausgetrocknet, hat sich aber immer wieder gefüllt. Aufgrund der Klimakrise werden Austrocknungsereignisse möglicherweise häufiger, aber auf Trockenperioden werden auch künftig Hochwässer folgen, weil es nicht nur zu einem Temperaturanstieg kommt, sondern auch zu vermehrten Starkregen-Ereignissen.

WWF

 

1 .... 4    5    6 .... 8
Ibaraki/Düsseldorf - 07. August 2019
 

Internet-Trolle werden Opfer ihrer Einsamkeit

Cybermobber weisen häufig auch Persönlichkeitsmerkmale wie Psychopathie oder Sadismus auf

Berkeley/Wien - 28. Juni 2019
 

Unregelmäßige Arbeitszeit zerstört Psyche

Absagen von Schichten in letzter Minute, Arbeiten auf Abruf schwere Belastungen

Wien - 18. Juni 2019
 

Fast-Fashion: Wenn Mode zu Müll verkommt

Billig und viel kaufen, kurz bis gar nie tragen und schnell wegwerfen

 
Waterloo - 12. Juni 2019
 

Internet schlittert immer mehr in Vertrauenskrise

Laut globaler CIGI-Studie machen sich acht von zehn Nutzern Sorgen um Online-Privatsphäre

Leipzig/Harvard - 21. Mai 2019
 

Vorstellungskraft verändert Einstellungen

Welche Gefühle Menschen mit Orten verknüpfen, lässt sich mit der Kraft der Gedanken steuern

Frickenhausen - 24. April 2019
 

Walpurgisnacht: Warum tanzen wir eigentlich in den Mai?

Über die Hintergründe der Walpurgisnacht

 
London - 13. Februar 2019
 

Kinder sprechen nur noch mit dem Handy

Heranwachsende führen laut britischer Erhebung kaum noch Gespräche mit ihren Eltern

Berlin - 21. Januar 2019
 

Superreiche reicher, breite Masse verarmt

Oxfam fordert: Gegensteuern durch Politik braucht angemessene Steuern für Konzerne

Wien - 29. Dezember 2018
 

2018: Kritik an Handys und Social Media

Wissenschaftlich belegte Smartphone-Sucht, Extremismus, Fake News und strengerer Datenschutz

 
Padua - 26. November 2018
 

Wer warten kann, hat positive Persönlichkeit

Wissenschaftler aus Italien haben Daten von mehr als 1.200 Personen genau ausgewertet

Gütersloh - 07. November 2018
 

Umfrage: EU-Bürger blicken nostalgisch auf Vergangenheit zurück

67 Prozent der Europäer steht der Vergangenheit positiver als der Gegenwart gegenüber

Santa Monica - 02. November 2018
 

Klassische Musik immer schneller gespielt

Spiellänge hat sich in den vergangenen 50 Jahren um mehr als 30 Prozent verkürzt

 
1 .... 4    5    6 .... 8

© 2024 by Themenkreis und der jeweiligen Aussender. Alle Rechte vorbehalten.

  RSS-Feed     Impressum & Disclaimer