21. Jan. 2016
Hamburg/Wien - Das geplante Atomkraftwerk Hinkley Point C in Großbritannien kann deutlich
kostengünstiger durch ein gleichwertiges System aus Windstrom und der
ökologischen Speichertechnik Windgas ersetzt werden. Das zeigt eine vom
deutschen Ökoenergieanbieter Greenpeace Energy in Auftrag gegebene Kurzstudie
des Berliner Analyseinstituts Energy Brainpool. Zugrunde gelegt haben die
Forscher dabei eine Stromversorgung aus neuen Windenergieanlagen, Gaskraftwerken
und so genannten Windgas-Anlagen, die überschüssigen Windstrom in Wasserstoff
umwandeln und somit speicherbar machen. Dieses System kostet bei mindestens
gleicher Leistung und Versorgungssicherheit rund sieben Milliarden Euro weniger
als die für Hinkley Point C geplanten Subventionen in Höhe von 108 Milliarden
Euro.
"Diese Studie zeigt, dass mit erneuerbare Energien deutlich kostengünstiger
Strom produziert werden kann als mit der Hochrisikotechnologie Atomkraft",
kommentiert Adam Pawloff, Klima- und Energiesprecher bei Greenpeace in
Österreich die Ergebnisse. "Bezieht man noch weitere AKW-Kosten wie
Kreditgarantien für den Bau oder die teure und unsichere Entsorgung von Atommüll
mit ein, dann dürfte das Windstromkonzept im Vergleich sogar noch erheblich
kostengünstiger ausfallen." Der Bau und Betrieb aller nötigen
Windenergieanlagen, Windgasanlagen und Gaskraftwerke ist im errechneten
Gesamtpreis von 101 Milliarden Euro oder 110,51 Euro pro Megawattstunde
enthalten.
Die Windgas- oder "Power-to-Gas"-Technik gleicht natürliche, wetterbedingte
Schwankungen des Windstroms aus. Sie nutzt Stromüberschüsse, um per Elektrolyse
sauberen Wasserstoff und in einem weiteren Schritt Methan zu produzieren. Diese
erneuerbaren Gase lassen sich im Erdgasnetz speichern und später in
Gaskraftwerken erneut zu Strom wandeln. "Großbritannien würde damit zu
geringeren Kosten ein sauberes, leistungsfähiges und flexibles Gesamtsystem
inklusive ganzjährig verfügbarer Reserveleistung bekommen - und nicht nur ein
einzelnes Kraftwerk wie Hinkley Point C", sagt Studienleiter Thorsten Lenck von
Energy Brainpool. "Dieses Alternativ-System ist auch bei Windflauten in der
Lage, Strom in identischer Menge und Verfügbarkeit wie Hinkley Point C zu
erzeugen", so Lenck. Neben Windgas gibt es weitere Technologien, um die
Windstrom-Erzeugung an den Bedarf anzupassen, die zwar eine geringere Kapazität
aufweisen, zum Teil aber deutlich kostengünstiger sind. Ihr Einsatz würde den
Kostenvorteil der erneuerbaren Alternative zum AKW-Neubau noch weiter steigern.
"Die Renaissance der Atomkraft ist nur mehr mit hohen staatlichen Subventionen
möglich. Staaten wir Großbritannien, aber auch Ungarn, Tschechien oder die
Slowakei, die Atomkraftwerke planen, sollten nicht die Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler belasten, sondern in deutlich günstigere, sichere und
zukunftsweisende Technologien wie Windenergie investieren", so Pawloff
abschließend.
Die Studie "Windstrom als Alternative zu Hinkley Point C – ein Kostenvergleich"
finden Sie unter:
http://bit.ly/1ny5Clj
Greenpeace