19. Okt. 2020
	
	
	
	
	
	Wien/Kopenhagen - Auf Basis offizieller Berichte der Mitgliedsstaaten bewertet die Europäische  Umweltagentur alle fünf Jahre den Zustand von Tier- und Pflanzenarten sowie  ihrer Lebensräume im Ländervergleich. Eine Analyse der Ranking-Daten durch die  Naturschutzorganisation WWF Österreich zeichnet ein alarmierendes Bild der Lage  heimischer Ökosysteme: 83 Prozent der bewerteten Arten weisen einen  „mangelhaften“ bis „schlechten Zustand“ auf, womit Österreich nur auf dem  vorletzten Platz von 28 untersuchten Ländern liegt. Zudem befinden sich 79  Prozent der bewerteten Lebensräume in keinem „guten Zustand“ – auch hier landet  Österreich mit Platz 18 nur im hinteren Mittelfeld. "Österreichs oft  strapazierte Rolle als Umweltmusterland ist ein reiner Mythos. Im  Europavergleich sind wir nur noch Nachzügler, weil wir Natur im großen Stil  verbauen, verschmutzen und übernutzen. Die Antwort auf dieses Armutszeugnis muss  ein ambitionierter Aktionsplan zum Schutz der biologischen Vielfalt und eine  Reduktion des viel zu hohen Bodenverbrauchs sein", fordert  WWF-Naturschutzexperte Arno Aschauer.
	
	 
 

Zustand von Lebensräumen und Arten in Österreich, © by WWF
Hauptsächliche Belastungsfaktoren für Arten und Lebensräume in Österreich sind  die Übernutzung und Verschmutzung der Natur – etwa durch intensive Land-, Forst-  und Wasserwirtschaft – sowie die viel zu starke Verbauung des Landes. Der WWF  Österreich sieht daher die Bundesregierung und die Bundesländer in der Pflicht,  einen konkreten Aktionsplan vorzulegen: "Die neue Biodiversitätsstrategie muss  verpflichtende Ziele, Vorgaben und Zuständigkeiten enthalten, damit sie nicht  wieder zu einem zahnlosen Papiertiger verkommt. Dafür braucht es auch eine  ausreichende Finanzierung und ein deutlich besseres Monitoring geschützter  Lebensräume und Arten. Derzeit gibt es hier massive Defizite", erklärt Aschauer.

Europa-Ranking: Zustand von Arten nach Mitgliedsstaat, © by EEA
Besonders dringend ist die Reduzierung des Bodenverbrauchs. "Der Flächenfraß hat  längst jedes naturverträgliche Maß überschritten. Tagtäglich verlieren wir rund  13 Hektar Grünflächen, was maßgeblich zum schlechten Zustand vieler Arten und  ihrer Lebensräume beiträgt. Letztlich leidet auch unsere Gesundheit und  Ernährungssicherheit darunter, wenn Österreich weiter rücksichtslos zubetoniert  wird", sagt Aschauer. Eine WWF-Petition gegen den Flächenfraß unter dem Motto  "Natur statt Beton" hat binnen weniger Wochen bereits über 9.000 Unterschriften  gesammelt. Darin wird ein Bodenschutz-Vertrag gefordert, den die Bundesregierung  mit Ländern und Gemeinden vereinbart, um den Bodenverbrauch auf maximal einen  Hektar pro Tag zu reduzieren.
Auch das WWF-Jugendnetzwerk Generation Earth fordert die Politik zum raschen  Handeln auf: "Sauberes Wasser, saubere Luft und gute Lebensmittel hängen  unmittelbar vom strengen Schutz der Natur ab. Gesunde Lebensräume und eine hohe  Artenvielfalt sind die unverzichtbare Lebensgrundlage für uns Menschen. Die  Politik darf unsere Zukunft nicht aufs Spiel setzen und muss dem Schutz der  Biodiversität viel mehr Gewicht geben", sagt Magdalena Prieler, Sprecherin von  Generation Earth.
Download des EEA-Berichts ‚State of nature in the EU‘:  https://cutt.ly/ggfo12M 
Die Petition "Natur statt Beton. Stoppt die Verbauung Österreichs!" kann online  unterzeichnet werden:   https://www.natur-statt-beton.at/petition
	
	
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