14. Okt. 2024
Melbourne - Wer chronische Schmerzen im Lendenwirbelbereich hat, sollte nicht joggen, denn das mache die Sache nur noch schlimmer. Dieses gänge Vorurteil hat nun ein australisches Forscherteam der Monash University widerlegt. Denn mit einem ausgeklügelten Trainingsprogramm, das im Wechsel leichtes Joggen und Gehen vorsieht, lässt sich der Schmerz in vielen Fällen nachweislich verringern.
Jeder Zweite musste trainieren
Die Sportwissenschaftler rekrutierten 40 Personen im Alter von 18 bis 45 Jahren
mit unspezifischen Schmerzen im unteren Rückenbereich. Eine Hälfte
"verdonnerten" sie zu einem zwölfwöchigen Bewegungsprogramm, die andere Hälfte
durfte weiter agieren wie bisher. Zunächst bewerteten die Sportwissenschaftler
die Lauffähigkeiten der Teilnehmer und entwickelten auf dieser Grundlage
Trainingsleitfäden - für diejenigen, die nur wenige Sekunden laufen konnten bis
zu denen, die 90 bis 120 Sekunden schafften. Während des Versuchs stiegen die
Teilnehmer nur dann in die nächste Schwierigkeitsstufe (mehr Laufen und weniger
Gehen) auf, wenn sie ihr Pensum gut schafften. Auf der anderen Seite wurde die
Belastung für jene verringert, deren Schmerzen zunahmen.
Das Intervalltrainingsprogramm bestand aus drei 30-minütigen Sitzungen pro
Woche, die auf die Teilnehmer zugeschnitten und von einem Sportphysiologen
unterstützt wurden. Es bestand aus kurzen Lauf- und Gehintervallen. Zu Beginn
dauerten die Laufintervalle nur 15 Sekunden und wurden dann schrittweise auf bis
zu drei Minuten verlängert, je nach Fähigkeit der einzelnen Teilnehmer. Die
Gehintervalle wurden entsprechend verkürzt.
Schmerzen gingen deutlich zurück
Am Ende des Tests, der zwölf Wochen dauerte, gaben beide Kohorten ihre
Schmerzniveaus anhand der Visuellen Analogskala (VAS) an, die von 0 bis 100
reicht. Die VAS wird häufig in der Schmerzforschung und -therapie eingesetzt.
Die Probanden füllten auch den Oswestry Disability Index (ODI) aus, ein
wichtiges klinisches Instrument zur Quantifizierung der körperlichen Behinderung
aufgrund von Schmerzen im unteren Rückenbereich und der Lebensqualität. Die
Lauf-Geh-Kohorte berichtete eine durchschnittliche Schmerzreduktion um 15,3
Punkte auf der VAS-Skala und von 15,2 Punkten beim ODI, während die
Kontrollgruppe wie erwartet auf dem Ausgangswert blieb.
Obwohl die Ergebnisse vielversprechend waren, profitiere nicht jeder vom Laufen,
sagen die Wissenschaftler. Ihr Rat: Jede neue körperliche Aktivität zur
Bekämpfung von Schmerzen im unteren Rückenbereich sollte medizinisch überwacht
werden. "Um das Risiko von Verletzungen oder erneuten Schmerzen zu minimieren,
empfehlen wir Personen mit unspezifischen chronischen Kreuzschmerzen, bei der
Wiederaufnahme des Laufsports oder der Aufnahme eines neuen Trainingsprogramms
eng mit einem entsprechend qualifizierten Gesundheitsexperten, zum Beispiel
einem Sportphysiologen oder Physiotherapeuten, zusammenzuarbeiten", heißt es in
der Studie.
Pressetext.Redaktion