Themenkreis * Greenpeace-Test: Österreichische Gewässer mit Antibiotika und Pestiziden belastet 

Kat.: Alle Kategorien

 

29. Nov. 2018

Greenpeace-Test: Österreichische Gewässer mit Antibiotika und Pestiziden belastet

Untersuchung in zehn EU-Staaten zeigt Umweltverschmutzung durch Massentierhaltung

Wien - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat in zehn EU-Staaten insgesamt 29 Gewässer in Regionen mit intensiver Tierhaltung untersucht. Antibiotika wurden in 70 Prozent aller europäischen Proben nachgewiesen, Pestizide in 100 Prozent. Getestet wurden auch drei österreichische Gewässer in der Steiermark und in Oberösterreich, in Gegenden mit einer besonders hohen Dichte an Schweineställen. Die Ergebnisse zeigen eine besorgniserregende Schadstoffbelastung. Pro Probe wurden in Österreich bis zu fünf Tierarzneimittel, darunter mehrere Antibiotika, und bis zu 38 verschiedene Pestizide festgestellt. Dies ist der dritthöchste Pestizidwert, der in Europa gefunden wurde. Greenpeace verlangt nun Maßnahmen seitens der Politik. Landwirtschaftsministerin Köstinger und Gesundheitsministerin Hartinger-Klein dürfen die Risiken der Massentierhaltung für Umwelt und Gesundheit nicht weiter ignorieren, fordert die Umweltschutzorganisation.

„Industrielle Tierhaltung ist eine Gefahr für unsere Umwelt und unsere Gesundheit. Die Cocktails an Schadstoffen, die durch dieses System entstehen, schaden unseren Flüssen. Auch für uns Menschen ist das mittelfristig ein gesundheitliches Risiko. Antibiotika, die aus der Massentierhaltung in die Umwelt gelangen, erhöhen die Gefahr von Resistenzen“, sagt Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich. „Angesichts dieser Ergebnisse müssen jetzt bei den Verantwortlichen alle Alarmglocken schrillen“.
 
In Österreich wurden Proben aus dem Schwarzaubach und der Stiefing – beide in der Steiermark - sowie aus dem Sipbach in Oberösterreich genommen. Dabei wurden pro Probe vier bis fünf verschiedene Tierarzneimittel festgestellt, davon jeweils zwei bis drei verschiedene Antibiotika. Knapp Dreiviertel aller Antibiotika in der Tierhaltung gehen in Österreich an Schweine. Der hohe Antibiotika-Einsatz führt dazu, dass sich immer mehr Bakterien abhärten und somit Resistenzen gegenüber wichtigen Medikamenten entwickeln. Diese Super-Keime können auch uns Menschen gefährlich werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Antibiotika-Resistenzen als eine der drei dringendsten Probleme für die öffentliche Gesundheit ein.
 
Auch Assoz.-Prof. DI Dr. med. Hans-Peter Hutter, Sprecher der ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt, warnt anlässlich der Greenpeace-Testergebnisse vor Resistenzen: „Überhaupt keine Frage: Der schlampige Umgang in der Humanmedizin mit Antibiotika führt zu großen Resistenzproblemen. Trotzdem ist es zweifellos so, dass intensive Tierhaltungen ebenfalls zur Antibiotikaresistenz maßgeblich beitragen. Resistenzentwicklungen haben gravierende Folgen für die medizinische Behandlung von Patientinnen und Patienten. Häufig sind Infektionen mit resistenten Bakterien schwer therapierbar, in bestimmten Fällen sind sie sogar unheilbar. Daher ist der Umgang mit diesen lebensnotwendigen Medikamenten selbstverständlich auch in der Tierhaltung streng zu reglementieren.“
 
Zur Belastung der untersuchten Gewässer durch Antibiotika kommt die Verschmutzung mit einer Vielzahl verschiedener Pestizide hinzu: 27 im Schwarzaubach, 38 in der Stiefing und 20 im Sipbach. Der Pestizidwert der Stiefing ist der dritthöchste, der in Europa gefunden wurde. „Die Landwirtschaft in den beprobten Regionen ist vor allem dem intensiven Anbau von Futtermitteln wie etwa Mais gewidmet, um die zehntausenden Schweine vor Ort zu versorgen. Wir können daher davon ausgehen, dass ein wesentlicher Anteil der Pestizide aus dem Anbau von Futtermitteln stammt“, erklärt Theissing-Matei.
 
Nun sei die Politik gefordert. „Unser Test zeigt: Es ist höchste Zeit zu handeln. Allen voran Landwirtschaftsministerin Köstinger und Gesundheitsministerin Hartinger-Klein dürfen die Umwelt- und Gesundheitsrisiken der Massentierhaltung nicht länger ignorieren“, fordert Theissing-Matei. Es brauche endlich ein ambitioniertes Antibiotika-Reduktionsprogramm für die Tierhaltung, beginnend mit der Schweinehaltung. Dazu seien bessere Haltungsbedingungen und niedrigere Besatzdichten notwendig. Außerdem seien Änderungen bei den Agrarförderungen erforderlich. „Anstatt zerstörerische Massentierhaltung zu fördern, sollten wir viel mehr unsere heimischen Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützen, auf eine bessere Tierhaltung umzusteigen“, fordert Theissing-Matei.Hier finden Sie den Greenpeace-Report „Dirty Waters – Wie Massentierhaltung Flüsse in Europa verschmutzt“: https://goo.gl/VUpS1E
 
Hier finden Sie die Österreich-Ergebnisse im Detail: https://goo.gl/owyVJ7

Greenpeace

 

1    2 .... 41
San Francisco/Walton Upon Thames/Hongkong - 01. Juli 2025
 

Künstliche Intelligenz macht sich selbstständig

Wissenschaftler bermerken menschliche Eigenschaften wie lügen, intrigieren und auch drohen

Bedford Park - 27. Juni 2025
 

Umwelt spielt für Schlaf entscheidende Rolle

Wochentage, Jahreszeiten und Wohnorte haben laut FHMRI Sleep Health einen großen Einfluss

Corvallis - 12. Juni 2025
 

Mandeln kurieren das metabolische Syndrom

Laut Studie ist Einnahme von 45 Nüssen pro Tag bereits ausreichend

 
Geesthacht - 10. Juni 2025
 

Offshore-Wasserstofferzeugung erwärmt Meer

Helmholtz-Zentrum Hereon errechnet lokale Temperaturerhöhung um bis zu zwei Grad Celsius

San Antonio - 16. Mai 2025
 

Viele Langschläfer schädigen ihr Gehirn

Laut Studie der University of Texas at San Antonio wird kognitive Leistung massiv beeinträchtigt

DGP - 28. April 2025
 

Analyse: Gewichtsabnahme mit Ausdauertraining

Mindestens 150 Minuten Training pro Woche nötig für Reduktion von Taillenumfang und Körperfett

 
Norman - 16. April 2025
 

Traumata belasten den Körper oft dauerhaft

Attentate und Kriege verändern Menschen laut University of Oklahoma physisch und psychisch

DGP - 31. März 2025
 

Schlechter Schlaf, schwerere Migräne

In welchem Zusammenhang stehen Schlaf und Migräne?

Hamburg-Eppendorf - 31. März 2025
 

Gesünder leben, länger leben

Wie sich Risikofaktoren auf die Lebenszeit auswirken

 
Cardiff/Peking - 17. Februar 2025
 

Grüner Wasserstoff durch Ethanol ohne CO2

Innovativer Katalysator ermöglicht Umwandlung bei zusätzlicher Entstehung von Essigsäure

Palma - 14. Februar 2025
 

Spitalabflüsse voll mit gefährlichen Bakterien

Spanische Untersuchung der University of the Balearic Islands weist auf globales Problem hin

Adelaide - 05. Februar 2025
 

Menschen hängen KI in Sachen Kreativität ab

Forscher der University of South Australia sehen manuelles Eingreifen noch als Voraussetzung

 
1    2 .... 41

© 2025 by Themenkreis und der jeweiligen Aussender. Alle Rechte vorbehalten.

  RSS-Feed     Impressum & Disclaimer