Themenkreis * Massiver Flächenfraß macht Hitzewellen zur Gesundheitsgefahr 

Kat.: Politik/Chronik

 

16. Jun. 2021

Massiver Flächenfraß macht Hitzewellen zur Gesundheitsgefahr

WWF warnt: Mehr als 235.400 Hektar versiegelte Fläche verwandeln Österreich in einen Backofen

Parkplatzwüsten und andere versiegelte Flächen verwandeln Teile Österreichs während Hitzetagen in regelrechte Backöfen - WWF fordert Bodenschutz-Vertrag zum Schutz der Grünräume

Wien -  Die erste Hitzewelle des Jahres rollt mit bis zu 35 Grad Celsius auf Österreich zu. Angesichts der hohen Temperaturen warnt der WWF Österreich vor den gesundheitlichen Folgen der Bodenversiegelung – denn unter den hohen Temperaturen leiden vor allem Menschen in stark versiegelten Gebieten. „Unverbautes Grünland, Wälder und Flüsse sind wie eine riesige Klimaanlage. Parkplätze, Straßen, Gewerbeparks und andere verbaute Flächen zerstören diese Gratisleistung der Natur. Gerade dicht verbaute Ballungszentren werden während Hitzewellen zu regelrechten Backöfen, die unsere Gesundheit und Lebensqualität belasten“, erklärt Maria Schachinger, Bodenschutzexpertin beim WWF Österreich. Der WWF fordert deshalb einen verbindlichen Bodenschutz-Vertrag, mit dem sich Bund, Länder und Gemeinden dazu verpflichten, den Flächenfraß auf allen Ebenen zu reduzieren. Österreich hat zuletzt laut Umweltbundesamt im Schnitt der letzten drei Jahre zwölf Hektar Boden pro Tag verbraucht. Knapp die Hälfte davon wird versiegelt, also dauerhaft mit einer wasserundurchlässigen Schicht überzogen. „Insgesamt sind in Österreich bereits rund 235.400 Hektar versiegelt – beinahe die Fläche Vorarlbergs. Anstatt immer mehr wertvolle Böden unter Beton und Asphalt zu begraben, muss die Politik endlich handeln und die für uns Menschen lebensnotwendigen Bodenfunktionen absichern.“

Der hohe Bodenverbrauch hat weitreichende Konsequenzen. So warnte der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter in einer Analyse vor der steigenden Gefahr durch sogenannte Hitzeinseln. Sollte die Erderhitzung weiter ungehindert voranschreiten, sei bis 2080 mit einer Verdreifachung der Hitzetoten durch den Hitzeinsel-Effekt zu rechnen. „Besonders ältere Personen und Menschen mit Vorerkrankungen sind gefährdet. Die Politik muss den Ernst der Lage erkennen und unverbaute Grünräume vor dem Flächenfraß schützen. Zusätzlich müssen bestehende Hitzeinseln entsiegelt und begrünt werden“, fordert Maria Schachinger vom WWF. Laut Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) ist die Anzahl der Hitzetage, an denen das Thermometer nie weniger als 30 Grad anzeigt, in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen.

Auch Verkehrslärm entwickelt sich durch den Bodenverbrauch zunehmend zur Belastung für die menschliche Gesundheit. Die übermäßige und andauernde Lärmbelastung raubt den Schlaf, erzeugt Stress, und kann zu einer Minderung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit führen. Im Extremfall kann Lärm sogar zum Risiko für das Herz-Kreislauf-System werden und direkte Schäden des Gehörsinns zur Folge haben. Diese vermehrten psychosozialen Folgen von übermäßiger Lärmbelastung durch Straßenverkehr müssen endlich ernstgenommen und viel stärker beachtet werden. „Die Politik kennt das Problem längst. Nichtsdestotrotz werden laufend neue Schnellstraßen, Parkplatzwüsten und Betonburgen mitten auf der grünen Wiese geplant“, so Schachinger.

Der WWF fordert unter dem Motto „Natur statt Beton“ einen Bodenschutz-Vertrag, der den rücksichtslosen Flächenfraß verbindlich stoppt. Parallel dazu braucht es ein Maßnahmen-Paket von Bund und Ländern zur Ökologisierung des Steuersystems und der Raumordnung sowie eine große Naturschutz-Offensive.

Links:
Analyse Hans-Peter Hutter: https://bit.ly/3zsNDlU
WWF-Bodenreport: https://bit.ly/3cIxlfa

WWF

 

1    2    3    4 .... 6
Wien - 09. Februar 2021
 

Verbauung in Österreich verschlingt fast 100 Quadratmeter Boden pro Minute

WWF-Bodenreport: Flächenfraß bedroht Umwelt, Gesundheit und Ernährungssicherheit

Wien - 25. November 2020
 

Neue EU-Kommissions-Studie zeigt: Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs deutlich unterschätzt

Greenpeace warnt vor weiteren Bailouts für die klimazerstörerischen Konzerne. Bereits mehr als 37 Mrd. Euro an Hilfsmitteln liegen am Tisch

Fresach - 28. Mai 2020
 

Politik und Kirche müssen Menschen Sinn geben

Toleranzgespräche: Corona-Bewältigung erfordert Abkehr vom Egoismus

 
Wien - 26. Mai 2020
 

Neuer Report zeigt verdecktes Lobbying gegen die Einführung eines Einweg-Pfandsystems

GLOBAL 2000 fordert Offenlegung von Geheim-Studien, klares Bekenntnis zu Mehrwegförderung und Einführung eines Einwegpfand-Systems

Genf - 20. Mai 2020
 

Streit USA vs. WHO: Kapital, Eigeninteressen versus Ethik

Heilmittel gegen Covid-19 muss allen Nationen zugänglich gemacht werden

Wien - 19. Mai 2020
 

Österreichisches Glyphosatverbot: Jetzt muss die EU-Kommission Farbe bekennen

Schutz von Gesundheit und Biodiversität verlangen nach Verbot

 
Innsbruck - 02. Dezember 2019
 

WWF: Mehr als 150.000 Menschen sagen Nein zur Gletscher-Verbauung Pitztal-Ötztal

Wertvolle Gletscherlandschaft nicht für kurzfristigen Profit und Massentourismus opfern

Menlo Park - 02. Dezember 2019
 

Krypto-Betrug: 2019 schon 4,4 Mrd. Dollar Schaden

Zwei Drittel der offiziellen Handelsplätze haben eine schwache Legitimationsprüfung

St. Pölten - 01. Dezember 2019
 

Bis zu 13,3 Prozent Atomstromanteil

Ausbau der erneuerbaren Energien ist einzige Möglichkeit, Atomstrom aus heimischen Netzen zu drängen

 
Wien - 14. November 2019
 

Volksbegehren: Bedingungsloses Grundeinkommen in der Höhe von 1200 Euro

Volksbegehren 18. November bis 25. November 2019

Wien - 30. Oktober 2019
 

WWF veröffentlicht Leitfaden für nachhaltige Bankgeschäfte

Umweltschutzorganisation will mehr Gelder in klima- und umweltfreundliche Projekte lenken – Politik und Banken in der Pflicht

Brüssel - 04. September 2019
 

Briten wollen uralte Bohrinseln stehen lassen

Gefahr für Nordsee: Beschwerde von Deutschland und anderen EU-Mitgliedstaaten eingebracht

 
1    2    3    4 .... 6

© 2024 by Themenkreis und der jeweiligen Aussender. Alle Rechte vorbehalten.

  RSS-Feed     Impressum & Disclaimer