9. Mar. 2023
	
	
	
	
	
	Trondheim/Oslo - Die weltweit erste Müllverbrennungsanlage, die den Klimawandel aktiv bekämpft,  wird in Norwegen gebaut. Das Konzept hat das norwegische Wissenschaftsinstitut  SINTEF entwickelt, das seit 15 Jahren an Technologien arbeitet, die die  Müllverbrennung umweltverträglicher macht. Die Anlage wird keinerlei Schadstoffe  emittieren und das Klimagas CO2 dauerhaft aus dem Verkehr ziehen, sodass es  nicht mehr zum Klimawandel beitragen kann, so das Versprechen.
	
	Sauerstoff ersetzt Luft
Entwicklungsleiter Mario Ditaranto setzt auf die sogenannte Oxyfuel-Verbrennung,  mit der auch der Kraftwerksbetreiber Vattenfall in Deutschland experimentiert  hat. Statt mit Luft wird bei dieser Technik der Brennstoff - Kohle im Fall  Vattenfall, organische Abfälle im Fall SINTEF - mit reinem Sauerstoff verbrannt.  Der Vorteil gegenüber der Nutzung von Luft: Der Abgasstrom schrumpft auf ein  Fünftel zusammen, weil das nicht brennbare Gas Stickstoff, aus dem Luft zu 78  Prozent besteht, nicht in den Brennraum gelangt.
Zudem besteht das Abgas zu fast 100 Prozent aus CO2. Es muss nur noch von  wenigen Fremdstoffen gereinigt werden, bevor es in Form von Gas oder verflüssigt  in tief in der Erde gelegene geologische Strukturen eingepresst wird und so für  alle Zeiten aus der Atmosphäre verbannt wird. Zunächst ist der Bau einer  Demonstrationsanlage auf dem Gelände der Haraldrud-Recyclinganlage in Oslo  geplant, um zu zeigen, dass sich die Idee technisch umsetzen lässt. Die erste  Großanlage soll ebenfalls in der Nähe einer Stadt errichtet werden, die  ausreichend Abfall produziert.
CO2 wirkt wie kalte Dusche
Das Team um Ditaranto will die Wärme der Anlage nutzen, um Strom zu erzeugen. Er  soll in einem Elektrolyseur genutzt werden, um Wasser in Wasserstoff und  Sauerstoff aufzuspalten. Der Wasserstoff soll etwa in E-Autos mit  Brennstoffzellen zum Einsatz kommen, der Sauerstoff dann zur Müllverbrennung.
"Bisher haben wir gezeigt, dass die Oxyfuel-Verbrennung für verschiedene  Gemische funktioniert, die Abfall ähneln. Wir haben auch Simulationen einer  Müllverbrennungskammer durchgeführt", sagt Ditaranto. Bei der Verbrennung von  Abfällen mit Sauerstoff statt Luft liegen die Verbrennungstemperaturen so hoch,  dass der Ofen Schaden zu nehmen droht. Daher wird ein Teil der Abgase, die aus  fast reinem CO2 bestehen, in den Verbrennungsraum geleitet. Das wirkt wie eine  kühlende Dusche.
	
	
	Pressetext.Redaktion