16. Aug. 2025
	
	
	
	
	
	Adelaide - Sich selbst etwas zu verzeihen, fällt vor allem Menschen schwer, die  Schuldgefühle haben und entsprechende Momente der Vergangenheit immer wieder  durchleben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern der  Flinders University. Ihre Forschungsergebnisse publizierten sie vor Kurzem im  Fachjournal "Self and Identity". In der Studie verglichen die Forscher  persönliche Geschichten von 80 Personen, die sich entweder selbst vergeben  hatten oder glaubten, das nie tun zu können.
	
	Schuld- und Schamgefühle
Menschen, denen es schwer fiel sich zu vergeben, hatten oft das Gefühl, dass das  fragliche Ereignis immer noch frisch in ihren Köpfen vorhanden war. Das konnte  auch der Fall sein, wenn es bereits vor Jahren stattgefunden hatte. Sie erlebten  diesen Moment immer und immer wieder und fühlten sich in der Vergangenheit  gefangen. Das geschieht selbst dann, wenn die Betroffenen wissen, dass dieses  Verzeihen gut für ihre psychische Gesundheit wäre. Für die Studie wurden reale  Erfahrungen von Menschen untersucht, die nach einem fehlerhaften Verhalten oder  einer schwierigen Situation in ihren Schuldgefühlen und ihrer Scham gefangen  waren.
Die Betroffenen kämpften mit intensiven Gefühlen wie Schuld, Reue, Scham und  Selbstvorwürfen. Laut Forschungsleiterin Lydia Woodyatt ist Selbstvergebung  daher viel komplexer als einfach loszulassen. "Selbstvergebung ist nicht nur  Weitermachen oder vergessen, was passiert ist", so Woodyatt. Auch jene, die sich  verzeihen konnten, würden ab und zu an die fraglichen Ereignisse denken, fühlten  manchmal Scham oder hätten Schuldgefühle.
Zukunft im Blick
Der Unterschied zu denen, die sich nicht verzeihen, besteht darin, dass diese  Gefühle weniger intensiv und seltener auftreten und dieses Ereignis ihr Leben  nicht mehr beherrscht. Diese Menschen unternahmen zudem bewusste Anstrengungen,  sich auf die Zukunft zu konzentrieren, ihre Grenzen zu akzeptieren und ihre  Werte wieder zu entdecken. Menschen, die das Gefühl hatten, einen für sie  wichtigen Menschen im Stich gelassen zu haben oder sich selbst als ehemaliges  Opfer fühlen, fällt es laut Studie am schwersten, ihren Lebensweg möglichst  unbelastet fortzusetzen.
Woodyatt zufolge stellen die Forschungsergebnisse auch die Vorstellung in Frage,  dass Selbstvergebung nur für Menschen bestimmt ist, die eindeutig etwas Falsches  getan haben. "Eine Selbstverurteilung, Schuld und Scham treten auch bei Opfern  oder in Situationen mit einem erhöhten Verantwortungsbewusstsein auf", so die  Expertin. Dies sei sogar dann der Fall, wenn es keine Möglichkeit gegeben hätte,  den Ausgang zu kontrollieren. Zudem handle es sich bei der Selbstvergebung um  einen Vorgang, der Zeit, Reflexion und häufig die Unterstützung anderer Menschen  benötigt.
	
	
	Pressetext.Redaktion